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TLZ 11.05.2015 Thüringer Landstrom

http://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Thueringer-wechseln-trotz-hoher-Strompreise-selten-den-Versorger-1848545741

Thüringer wechseln trotz hoher Strompreise selten den Versorger

Obwohl sich so einiges an Geld sparen ließe, wechseln die Thüringer selten ihren Stromanbieter. Wenig Interesse besteht hierzulande zudem an grüner Energie.

Erfurt. Viele Thüringer scheuen den Wechsel ihres Stromanbieters, obwohl sich so einiges an Geld sparen ließe. „Im Prinzip gibt es zwei Pole: Viel-Wechsler und Nie-Wechsler“, sagte die Energiereferentin der Verbraucherzentrale Thüringen, Ramona Ballod, in Erfurt. Ihr Rat: Wer nicht gleich den Anbieter wechseln wolle, solle zumindest aus der Grundversorgung in einen billigeren Sondertarif wechseln. Prinzipiell sei es jedoch ratsam, jedes Jahr einen Anbieterwechsel zu prüfen. Seit Jahren steigen die Strompreise in Thüringen, allein von 2012 bis 2015 um mehr als 15  Prozent. Eine großflächige Senkung, wie sie Anfang des Jahres angekündigt worden war, kam bei den meisten Kunden nicht an. Bei großen Versorgern wie der Thüringer Energieversorgung oder Stadtwerken gab es seit Jahresbeginn zumindest keine Erhöhung.

Dem Vergleichsportal Verivox zufolge sind die Strompreise im Freistaat aktuell zwar etwas niedriger als im Vorjahr, liegen aber immer noch über dem Wert von 2013 und davor. Generell müssten Verbraucher in Thüringen auf dem Land tiefer in die Tasche greifen als in der Stadt. Am günstigsten unter den großen Städten ist der Strom in Jena, den stärksten Anstieg musste Gera verkraften. Vergleichsportale seien ein guter Weg, allerdings müssten Kunden auch hier wachsam sein, mahnt die Verbraucherzentrale. Boni sollten bei der Suche zunächst ausgeklammert werden. „Der Vertrag muss sich auch so rechnen“, sagt Ballod. Vor einem Vertragsabschluss müsse auf jeden Fall noch einmal geprüft werden, ob die vereinbarten Leistungen auch so im Vertrag auftauchten. Diese grundsätzliche Einschätzung wird von bundesweiten Zahlen unterstützt: Nach dem Monitoring-Bericht der Bundesnetzagentur wurden 2013 zwar knapp 21 Prozent der Haushalte von anderen Zulieferern als dem lokalen Grundversorger mit Strom versorgt. Etwa ein Drittel der Stromkunden war dabei jedoch immer noch in der teuren Grundversorgung. „Die etablierten Versorger sind bequem geworden“, findet Ballod. „Sie wissen, dass es eine feste Kundschaft gibt, die bereit ist, alles zu zahlen.“ Das mache sich auch bei den Preisen bemerkbar: „Wenn die Strompreise nach oben gehen, wird das von den Versorgern alles an den Kunden weitergegeben. Nach unten aber nicht.“ Nur, wenn Verbraucher von den Wechselmöglichkeiten tatsächlich Gebrauch machten, könne sich etwas ändern. „Viele regionale Anbieter tun noch lange nicht das, was sie tatsächlich leisten könnten“, bestätigt der Vorstand der BürgerEnergie Thüringen Sachsen eG, Matthias Golle. Die Genossenschaft sieht daher Raum für eine neue Marke auf dem Strommarkt: Unter dem Label „Thüringer Landstrom“ soll ab Mitte 2015 Ökostrom aus Thüringen vermarktet werden. Im Vordergrund stehe die Regionalität und die Wertschöpfung vor Ort. Die Verantwortlichen der „Bürgerwerke“ sind überzeugt, dass nur mit dem Label Ökostrom in Thüringen kein Blumentopf zu gewinnen ist. Denn Strom aus regenerativen Quellen stößt bei Verbrauchern im Freistaat auf wenig Interesse. „Ökostrom hatte in Thüringen noch nie einen großen Wert, dafür interessieren sich die allerwenigsten“, so Ballod. Wer Wert auf sauberen Strom lege, habe den Versorger bereits gewechselt, für die breite Masse spiele das Thema aber kaum eine Rolle. Eine Einschätzung, die das Thüringer Umweltministerium bestätigt. Andreas Göbel / 11.05.15 / TLZ